Obwohl das Schaltjahr hierzulande oftmalig nur mit einem weiteren Arbeitstag oder der Verschiebung des eigenen Geburtstags auf den 1. März assoziiert wird, bietet dieser Tag zahlreiche interessante Fakten über verschiedenste Traditionen, Bräuche und Ereignisse auf der ganzen Welt.
Die Einführung und Grundlage des Schaltjahrs:
Die Verwendung eines Schaltjahres alle 4 Jahre ist notwendig, da die verwendeten 365 Tage, welche die Erde zum Umkreisen der Sonne benötigt nicht exakt dem tatsächlichen Zeitraum entsprechen. Dieser liegt, ziemlich genau sogar, bei 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden.
Gaius Julius Caesar führt im Jahre 425 v.Chr. erstmalig den, auf dem altrömischen basierenden, julianischen Kalender ein. Dieser berücksichtigte die Differenz der angegeben Tage und führte somit alle 4 Jahre ein Schaltjahr ein, um die tatsächlich benötigte Zeit zur Umrundung der Sonne zu erreichen. Jedoch sind 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden kein Viertel eines Tages. Dies führte dazu, dass sich der Kalender bis zum 16. Jahrhundert nunmehr um 10 Tage verschoben hatte. Der Kalender wurde im Jahre 1582 erneut reformiert. Diesmal unternahm diese Reform Papst Georg XIII. Durch die Streichung der 10 Tage wurde der Rückstand welcher über die letzten Jahrhunderte entstand aufgeholt und als gregorianischer Kalender bekannt, welcher bis heute seine Verwendung findet. Aufgrund der hohen Bedeutung des Sonntags im Christentum wurde die Abfolge der Wochentage während der Kalenderreform nicht verändert. Daher folgte auf den Donnerstag, den 4. Oktober, direkt der Freitag, 15. Oktober.
Um eine weitere Verschiebung im Kalender zu vermeiden wurden einige Regeln für das Bestimmen eines Schaltjahres festgelegt. In einem Zyklus über 400 Jahre werden drei Schalttage ausgelassen. So kam es dazu, dass die Jahre 1700, 1800 sowie 1900 keine Schaltjahre waren. Des Weiteren gilt die Regel, dass Jahre, welche durch einhundert jedoch nicht durch vierhundert geteilt werden können, von dieser Jahrhundertregel ausgenommen werden.
Durch die Einführung dieser Regeln dauert ein herkömmliches Jahr nur ziemlich genau 365.2425 Tage. Die hierbei noch bestehende Abweichung von einigen Sekunden zeigt keinerlei große Auswirkung zwischen der tatsächlich aufgewendeten Zeit zur Umrundung der Sonne und unserem Kalender. Diversen Berichten zufolge würden diese Sekunden erst in ca. 3000 Jahren einen unterschied von einem Tag in unserem Kalender bewirken.
Das Schaltjahr in China:
Im Gengensatz zur Verwendung des gregorianischen Kalenders und der Einführung eines zusätzlichen Tages alle 4 Jahre, werden Schaltjahre in China anders kalkuliert und verwendet. Der chinesische Kalender ist eine Kombination aus einem gebundenen Mondkalender sowie einem Sonnenkalender. Parallel hierzu gibt es das Sonnen- sowie Mondjahr, welche hierbei ihre Verwendung finden.
Am Tag der Wintersonnenwende beginnt das Sonnenjahr, welches wie hierzulande, immer eine Länge von 365 bzw. 366 Tagen aufweist. Im Mondjahr hingegen werden die Monate entsprechend einem Mondphasenzyklus eingeteilt. Dieser dauert in der Regel 29.53 Tage und führt dazu, dass ein Mondjahr mit 354 ungefähr 11 tage kürzer ist als das Sonnenjahr. Hierfür wird alle 2 bis 3 Jahre ein dreizehnter Monat eingeführt, welcher denselben Namen des Vormonats trägt und dazu beiträgt, dass der Beginn des Mondjahres immer in derselben Jahreszeit, zwischen Mitte Januar und Mitte Februar, beginnt und wichtige Feiertage und Feste weiterhin mit den Jahreszeiten im Einklang stehen.
Geburtstage am 29. Februar:
Etwa 55.000 Menschen feiern deutschlandweit in diesem Jahr ihren Geburtstag am 29. Februar, weltweit beläuft sich diese Zahl auf rund 5 Millionen Menschen.
Eine durch das Statistische Bundesamt veröffentlichte Grafik zeigt deutlich, das in diesem Jahre rund 7.000 Baden-Württemberger ihren Geburtstag am 29. Februar feiern. Hierunter befinden sich rund 273 Kinder, welche im letzten Schaltjahr 2020 geboren wurden und somit ihren ersten „richtigen“ Geburtstag feiern. Des Weiteren geht aus der Grafik hervor, dass die Geburtszahlen am 29. Februar mit 223 Neugeborenen unter dem durchschnittlichen Wert des restlichen Jahres liegen, welcher ungefähr 295 Kinder pro Tag prognostiziert. In der gesamten Übersicht der 14 aufgezeichneten Schaltjahre seit 1968 ordnet sich 2020 auf dem 12. Platz der Anzahl an Neugeburten am 29. Februar ein. Den ersten Platz belegte das Jahr 1968 mit rund 418 Neugeborenen.
Eheschließungen mit besonderem Anlass:
Auch im Bereich der Eheschließung zum 29. Februar eines Schaltjahres gab es in Baden-Württemberg einige interessante Entwicklungen. 140 Paare gaben sich im Jahre 2020 das Ja-Wort und feiern somit dieses Jahr ihren ersten richtigen Hochzeitstag. Diese Zahl zeigt sich jedoch, trotz dass der 29 Februar 2020 auf einen Samstag fiel, im Vergleich zu den anderen Samstagen des Monats gering. Den ersten Platz belegt hierbei das Jahr 1980, an jenem sich erstaunliche 545 Paare das Ja-Wort gaben. Dies könnte allerdings auch an der zeitlichen Platzierung des 29 Februars auf einen Freitag, liegen.
Bräuche, Traditionen und Aberglauben in aller Welt am 29. Februar:
Der 29. Februar wird von vielen Traditionen, Bräuchen sowie auch Aberglauben umwoben, welche oft durch mangelnde Berichterstattungen in Vergessenheit geraten und kaum bekannt sind.
So zählen in zahlreichen Kulturen die Schaltjahre als Katastrophenjahre, in welchen zahlreichen Aberglauben zufolge keine Häuser gebaut, oder Ehen geschlossen werden sollten, um Unglück zu vermeiden. Dies festigt sich vor allem durch die unzähligen verstorbenen prominenten Persönlichkeiten im Jahre 2016, sowie dem Ausbruch der COVID19-Pandemie im vorherigen Schaltjahr 2020.
In Griechenland sind nahezu alle Kirchen im Jahr vor dem Schaltjahr durch Paare, welche sich vor dem anstehenden Jahreswechsel das Ja-Wort geben wollen, restlos ausgebucht, um den weit verbreiteten Mythos des Unglücks einer Hochzeit in einem Schaltjahr zu umgehen. Dies zieht sich durch zahlreiche Berichterstattungen der letzten Jahrzehnte und ist auch heute noch ein weitverbreiteter Aberglaube, welcher tunlichst ernst genommen wird.
Auch in Frankreich gibt es einen weitverbreiteten Aberglauben, welcher besagt, dass Ostbäume in einem Schaltjahr nicht veredelt werden dürfen, da diese sonst auch nur im Schaltjahr Früchte tragen und eine lukrative Ernte garantieren.
Für eine lange Zeit galt auch in Deutschland eine alte Bauernregel, welche besagt das Schaltjahre durch den zusätzlichen Tag im Februar kalte Jahre seien, da der Winter einen Tag länger andauert. Diese wurde jedoch mittlerweile durch die Analyse zahlreicher Daten widerlegt.
Bachelor’s Day:
Im 5. Jahrhundert begann, wie verschiedenen Quellen berichten, die Tradition des Bachelor’s Day. Diese alte Tradition soll den Erzählungen zufolge auf einen Pakt zwischen Saint Bridget und Saint Patrick zurückführen, welcher sich mit der Zögerlichkeit der Männer bezüglich eines Hochzeitsantrags befasste. In diesem Pakt wurde die Bitte geäußert, dass Frauen auch das Recht eingeräumt werden solle, um die Hand ihres Partners anhalten zu dürfen. Die Verhandlungen zwischen St. Bridget und St. Patrick ergaben, dass eine Frau alle vier Jahre, am 29. Februar, die Möglichkeit erhielt, ihrem Gatten einen Heiratsantrag zu unterbreiten. Das Ablehnen des Antrags durch den Mann erforderte laut diversen Berichterstattungen eine Kompensation für die Frau. Dies geschah oftmals durch Geschenke, wie einem seidenen Kleid oder aber auch einem Kuss auf die Wange, wie es den Überlieferungen zufolge zwischen St. Bridget und St. Patrick geschah.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich diese Tradition fort, so wurde beispielsweise in weiten Teilen Europas, insbesondere innerhalb der höheren Gesellschaftsklassen, das Ablehnen eines Antrages durch den Mann mit einer spezifischen Kompensation belegt. Dieser war dazu verpflichtet, der Frau 12 Paar Handschuhe zu schenken. Jene sollten es der Frau ermöglichen, über das ganze Jahr hinweg durch das Tragen der Handschuhe die Scham eines fehlenden Rings zu verbergen.
Ein Festival zu Feier des Schaltjahrs in Texas:
Anthony, eine Kleinstadt in Texas nahe der Grenze zu New Mexico, bezeichnet sich stolz als „Die Stadt des Schaltjahres“. Seit dem Jahr 1988 feiern dort die sogenannten „Leapers“ – Menschen, welche am 29. Februar geboren wurden – aus aller Welt ein vier Tage andauerndes Festival zu ehren des Schaltjahres. Diese Tradition wurde von Mary Ann Brown und ihrer Nachbarin Birdie Lewis ins Leben gerufen, welche beide am 29. Februar geboren wurden, um den besonderen Tag zu zelebrieren, gleichzeitig aber auch, um Einnahmen für die Stadt zu generieren und Aufmerksamkeit auf diese zu lenken. Die Besucher des Festivals umfassen alle Altersgruppen, angefangen bei Kindern, welche ihren ersten „richtigen“ Geburtstag feiern, bis hin zu Teilnehmern im hohen Alter, die seit Beginn der Tradition regelmäßig an diesem Festival teilnehmen. Die bisher älteste Teilnehmerin an den Paraden und Attraktionen des Festivals war stolze 104 Jahre alt.
Der 29. Februar im Guinness-Buch der Rekorde:
Auch im Guinness-Buch der Weltrekorde findet das Schaltjahr seinen Platz. Hierbei geht es bei beiden Rekorden jeweils um zwei unterschiedliche Familien. Der erste Weltrekord widmet sich der Keogh Familie, in welcher drei aufeinanderfolgende Generationen jeweils am 29. Februar geboren wurden. Dies begann mit der Geburt von Peter Anthony am 29. Februar 1940, welcher später, am 29. Februar 1964 einen Sohn namens Peter Eric bekam. Diese Tradition setzte sich mit der Geburt von Bethany Wealth, der Tochter von Peter Eric, am 29. Februar 1996 fort.
Die Familie Henriksen aus Norwegen ist ebenfalls im Guinness-Buch der Rekorde im Zusammenhang mit dem Schaltjahr vertreten. Familie Hendriksen hält hierbei den Rekord für die meisten Kinder, welche an einem Schaltjahrestag innerhalb einer Familie geboren wurden. Die Familie erwartete ihre Tochter am 29. Februar 1960, sowie ihre beiden Söhne jeweils am 29. Februar 1964 sowie 1968.